Die Welt der Brailleschrift: Ein Einblick in die Bedeutung der Blindenschrift

Die Brailleschrift ermöglicht Blinden und Menschen mit einer starken Sehbeeinträchtigung das Lesen. Sie besteht aus verschiedenen Anordnungen ertastbarer Punkte, die zusammen Buchstaben und Wörter ergeben. Vielleicht sind Sie im Alltag schon einmal mit Blindenschrift in Berührung gekommen: auf Medikamentenpackungen, an den Knöpfen im Aufzug oder in Bus und Bahn. Die Brailleschrift ermöglicht Menschen mit stark beeinträchtigtem Sehvermögen Unabhängigkeit, Bildung und Teilhabe am Alltag. Und auch im digitalen Zeitalter ist die ertastbare Schrift noch von großer Bedeutung. In diesem Artikel erfahren Sie mehr zur Brailleschrift.

Louis Braille der Erfinder der Blindenschrift

Die Brailleschrift wurde bereits 1824 von dem Franzosen Louis Braille erfunden. Dieser ist in seiner Kindheit erblindet und führte daraufhin ein für damalige Verhältnisse recht normales Leben. Trotz seiner Sehbeeinträchtigung besuchte er die Schule und durfte mit zehn Jahren sogar an der ersten Blindenschule der Welt, dem Königlichen Institut für junge Blinde in Paris, lernen. Bücher waren damals noch in einer speziellen Tastschrift verfasst, welche für Blinde jedoch oftmals schwer zu lesen war. 1824 erfand der damals 15-jährige Louis Braille dann die heutige Brailleschrift, inspiriert durch die sogenannte Nachtschrift von Charles Barbier. Dafür nutzt er Leder und eine Ahle aus der Werkstatt seines Vaters. Auch wenn Lehrer und Mitschüler begeistert sind und Louis Braille später sogar zum Lehrer ernannt wird, muss er sich die Anerkennung für seine Erfindung außerhalb der Schule hart erkämpfen. 1878 ist es schließlich so weit: Ein internationaler Kongress in Paris erklärt die Brailleschrift zur offiziellen Schrift für den Unterricht in Blindenschulen weltweit. Louis Braille konnte dies nicht mehr miterleben, denn er starb 1852  im Alter von 43 Jahren an Tuberkulose.

Wie funktioniert die Blindenschrift?

Die Grundform der Brailleschrift basiert auf sechs Punkten. Diese sind in zwei senkrechten Reihen zu je 3 Punkten nebeneinander angeordnet. Dadurch kann man sie gut ertasten. 

Links oben befindet sich Punkt 1, darunter ist Punkt 2, darunter dann Punkt 3. Rechts oben ist Punkt 4, darunter 5 und unten rechts ist Punkt 6. Verschiedene Kombinationen dieser Punkte ergeben schließlich Buchstaben und Ziffern. Ein einzelner Punkt 1 steht für das “a”, Punkt 1 und 2 ergeben zusammen das “b“, und so weiter. Da nur 63 Punktekombinationen möglich sind, wird in der Brailleschrift alles kleingeschrieben. Großgeschriebene Buchstaben lassen sich jedoch mit Hilfszeichen darstellen. Das sogenannte “Zahlenzeichen” hingegen verrät, dass im Folgenden eine Zahl oder Zahlenfolge dargestellt wird.

Tipps zum Erlernen der Blindenschrift

Sie interessieren sich für Brailleschrift und möchten vielleicht sogar selbst damit anfangen, die Schrift zu erlernen? Menschen jeden Alters können Braille lernen. Sehende Menschen lesen Blindenschrift meist optisch, da ihr Tastsinn weniger gut ausgeprägt ist als bei blinden Menschen. 

Nützliche Online-Tools zum Lernen von Blindenschrift sind eine tolle Möglichkeit, sich kostenlos mit Braille vertraut zu machen. Sie finden dort vielseitige Übungen, Lernkarten, einen Übersetzer, Spiele und vieles mehr. Blindenschulen vor Ort bieten häufig auch Wochenendkurse oder Seminare zum Thema Blindenschrift an.


Wie bei vielen anderen Dingen gilt auch hier: Übung macht den Meister. Tägliches Lesen von Braille hilft dabei, schnell Fortschritte beim Lernen zu machen. Wenn Sie ebenfalls lernen möchten, Braille zu ertasten, können Sie zusätzlich die eigene Tastfähigkeit und Feinmotorik trainieren. Dies können Sie beispielsweise tun, indem Sie die Formen verschiedener Gegenstände nur durch Ertasten herausfinden.

Brailleschrift in der Zukunft: Digitale Anpassungen für eine inklusive Welt

Schrift wird zunehmend digital. Auf den glatten Oberflächen von Touchscreens und Computerbildschirmen lässt sich Brailleschrift jedoch nicht ertasten. Blinde und Menschen mit Sehbeeinträchtigung können entsprechende Geräte deshalb nur schwer oder auch gar nicht bedienen. Spezialanfertigungen mit Erhebungen aus Kunststoff stellen eine Alternative dar, die sowohl Betroffene als auch sehende Menschen nutzen können. Diese sind jedoch oft recht teuer und deshalb nicht für alle Betroffenen zugänglich. Verbände setzen sich dafür ein, dass auch die digitale Welt inklusiver wird. Wissenschaftler arbeiten zudem stets an neuen Geräten, welche beispielsweise Grafiken in Braille darstellen und für Blinde zugänglich machen können.


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